Donnerstag, 12. Juli 2018

(Allgemein) Oasen im Babyalltag

(Werbung- durch Markennennung/Verlinkung! Das hier gezeigte Material/ Produkte wurden von mir käuflich erworben und wurden mir nicht bereit gestellt. Sollte mir Materialien oder Produkte zur Verfügung gestellt werden, ist der Post dementsprechend zusätzlich gekennzeichnet)

In den letzten Wochen wurde ich unzählige Male gefragt: Wie schafft Du das bloß alles? Du bist ja so produktiv!- Da muss ich dann immer wieder klarstellen, dass ich garnichts schaffe bzw. schaffen will, geschweige denn produktiv sein.



Für mich hat das Nähen und Entstehen in kleinen Schritten einen ganz anderen Faktor: Kostbare freie (wenn oft auch sehr kurze) Zeit NUR für mich.
In den ersten Wochen nach der Geburt war daran noch garnicht zu denken, ich war platt, ausgelaugt, musste die Geburt verarbeiten und der Schlafmangel, der schafft mich heute noch regelmäßig... die Mütter unter euch Leserinnen, wissen wovon ich spreche. Mit jeder weiteren Woche mit Baby merkte ich aber, dass mir in meiner glücklichen, übermüdeten, hormongebeutelten Welt etwas fehlte- Zeit zum Luft holen, nervlich auftanken. Das es anstrengend werden würde, dass man zu nichts kommen würde und man sich bitte keine Ziele in den ersten Zeiten setzen sollte, ja das hatten mir viele gesagt. Aber wie hart es manchmal kommen kann, kann man erst empfinden, wenn man es am eigenen Leib erfährt.



Als ich begann zu realisieren, dass mir etwas fehlte, dachte ich ja noch "was biste bekloppt, so ist das eben als Mami..." und dachte ich muss das einfach so hinnehmen und da durch. Merkte aber, dass ich mit jedem Tag des Aushaltens und Hinnehmens unglücklicher wurde. Auch mit vielen helfenden Händen, die sich anboten mit dem Märzjungen eine Runde um den Block zu schieben, damit ich den Haushalt machen konnte, wurde ich nicht zufriedener... denn dann schrie er abends umso mehr (vllt zu viele verschiedene helfende Hände?)  und zweitens wollte ich keine Freizeit für den Haushalt sondern für MICH bitteschön!



So nach sieben Wochen Mama sein hatte ich mich an meinen neuen "Rhythmus" gewöhnt, wir uns ausreichend kennengelernt und der Märzjunge geht seit dem (Klopf auf Holz) fast immer brav gegen sieben Uhr abends ins Bett, mal mit mehr Getöse, mal ganz friedlich nach einer Überdosis Muttermilch oder einem entspannten Bad. Und ich begann mir triumphieren meine Nähsachen hervorzuholen, zu Beginn noch zaghaft, weil mir ja keiner sagen konnte, wie lange meine freie Zeit anhalten würde, aber mit der stetigen Verlässlichkeit, dass er mind. bis zehn/zwölf Uhr durchschlief, ergaben sich für mich zwei glückliche freie Stunden NUR FÜR MICH (warum nur zwei Stunden? Ich gehe aktuell danach ins Bett, um dem Schlafmangel ein wenig vorzubeugen).
Was macht mich glücklicher und ausgeglichener als das Streicheln von ein paar Stoffen, dem Schmökern in einer Quiltlektüre oder eben dem Surren der Nähmaschine. Wie gut, dass ich so viele unterschiedlich große Ufos beherrberge, da ergibt sich immer mal wieder ein anderes Projekt, bei welchem ich nicht bei Null anfange.
Die Abende kann ich euch sagen sind eine Wohltat für mein Seelenheil. Ich kann die Gedanken schweifen lassen und ganz schnell wieder zu Entspannung und Energie finden.

"My soul is fed with needle and thread"

So kommen hier und da ein paar Stiche an einem Projekt hinzu, mal schneide ich noch fehlende Streifen, doodle ein paar Quiltlinien auf Papier, oder ich probiere mich mal an ein wenig Babykleidung, aber immer ist es Zeit für mich, welche ich mir mit dem Projekt meiner Wahl füllen kann. Wie gut mir diese Stunden tun, hat auch der Lieblingsmann erkannt, nimmt, sobald er nach Hause kommt das Babyphone an sich, verschwindet nach einem Gespräch am PC oder leistet mir Netflixschauend vom Sofa aus Gesellschaft. Außerdem bringt er des öfteren ein paar Meter Stoff und passendes Lesematerial mit. Ist eben für alle Beteiligten das Beste, wenn eine Mutter ausgeglichen und zufrieden ist.



Möglicherweise fragen sich einige warum ich hier so ausführlich über diese Oasen schreibe. Ist schließlich jede selbst für ihr Glück verantwortlich. Ich habe in meiner kurzen Mamazeit nun bereits einiges gelernt und möchte andere ermutigen, die nach der Geburt des ersten Kindes vielleicht genauso ratlos, hilflos und unzufrieden da stehen.
Nehmt euch eure Auszeiten, zelebriert eure Oasen- sie stehen euch zu!!! Diese mögen am Anfang noch nicht planbar sein, aber sie sind da und die Chance sie zu ergreifen und für euch das Beste draus zu machen ist so kostbar und unglaublich wichtig.
Was eure Oasen sind, dass müsst ihr selber herausfinden, vielleicht lest ihr gerne, oder würdet zu gerne in der Badewanne untertauchen, eine Runde Spazieren gehen, euch von einer TV- Serie berieseln lassen, oder, oder, oder, oder ihr näht.

"Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern!"
- Molière-

Einzig, die Essensoase mag ich euch noch ans Herz legen.
Ich habe in den ersten Woche (als mein Mann wieder arbeiten musste) viel von TK- Fertigware und Kinderschokolade gelebt, es hat mich über den Tag gebracht, aber lecker war es durchaus nicht immer und gesund eben auch nicht, häufig eher fett. Spannt eure Familie/ Freunde ein, welche sich vorher groß gemeldet haben, dass sie etwas zu Essen kochen und vorbei bringen, ruft sie an, nehmt sie in die Verantwortung, dass erleichter ungemein, schmeckt gut und ist viel besser für die Seele, als all der Mist aus dem TK- Truhen der Supermärkte. Meine beste Freundin kam einige Tage nach der Entbindung, als wir wieder zu Hause waren und brachte einfach alles für ein herrliches Frühstück mit, Essen und Seele ausschütten und jemand haben, der das Baby schuckelt während man isst (ach ich könnte vor Dankbarkeit noch heulen) ist das größte Geschenk.
Wenn die frischgebackenen Großeltern das Essen bringen, müsste ihr nur auch geschlickt sein, sie wieder loszuwerden. Stolze Großeltern finden leider nicht unbedingt nach ein paar Stunden den Weg alleine wieder hinaus ;-).
Solltet ihr noch Zeit haben bis eure Bachzwerglein geboren werden, dann legt euch einen großen Vorrat selbstgekochter Lieblingsspeisen im Tiefkühler an. Ich hatte einige Portionen selbstgekochter Hühnersupper eingefroren und das war nicht nur einfach absolutes Soulfood, nein es schmeckte himmlisch und es tut auch noch was für die so notwendige Energie.

Das war also mal ein kleiner Ausflug aus der reinen Nähwelt ins Randgebiet eines Mamablogs!

Schön, dass ihr trotzdem vorbei geschaut habt!

Alles Liebe

Judith

5 Kommentare:

  1. Schön zu lesen wie du deinen Weg gefunden hast! LG Ingrid

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  2. Liebe Judith,
    Dieser Post hätte 1 zu 1 von mir sein können und mir stand am Ende ein wenig das Pipi in den Augen. Mir ist es vor knapp 2 Jahren ganz genau so ergangen und auch jetzt wundern sich einige, wie ich denn so viel schaffe zu nähen. Gerade in den letzten Tagen konnte ich nicht an die NäMa, weil bei der Arbeit viel zu tun war, liebe Freunde zu Besuch und ich abends einfach zu platt war zum Nähen. Aber meine Laune wurde trotz genügend Schlaf immer schlechter. Also ran an die NäMa. Nur kurz und gestern auch schon wieder etwas länger. Et voilà! Die Laune ist deutlich besser! :)
    Also meine klare Empfehlung: Behalte dir diese Oasen und vor allem so einen Traumehemann, der sogar Stoff für sich kauft. ;)
    Ganz liebe Grüße
    Rike

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  3. Hallo Judith,
    wie treffend du deine Situation beschreibst. Und du hast so recht damit, obwohl das bei mir schon viele, viele Jahre her ist weiß ich noch genau, dass es mit viel Geduld verbunden ist einen beständigen, angenehmen Rhythmus zu finden. Es freut mich, dass du jetzt so weit bist und weißt, dass Produktivität und "viel zu schaffen" erstmal hinten anstehen müssen. Deine Auszeiten sind es, die dir Freude und Kraft geben und so soll es sein - davon profitiert auch dein Märzjunge.
    Ich wünsch dir viel Spaß beim Nähen, ich sag immer, ist für mich wie Meditation.
    LG eSTe

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  4. Liebe Judith, einen schönen Post hast Du hier veröffentlicht. Ich bewundere wie klar Dir Deine Bedürfnisse sind und Du Dir ebendiese zielstrebig erfüllst. Mach weiter so. Ganz liebe Grüße und frohes Schwitzen

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  5. Meine Liebe, soeben habe ich deinen tollen und sehr wahren Text gelesen. Oh ja, wir Mütter brauchen solche wichtigen Auszeiten immer wieder, damit wir Kraft für unsere Kinder/den Alltag haben. Ich drücke dich! L

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